Aussteller-Pressemitteilung FAF 2024

Museum wird aus Dornröschenschlaf erweckt

Im Deutschen Maler- und Lackierer-Museum schlummern viele Schätze. Der Trägerverein will es erweitern und modernisieren. Bereits im November 2023 wurden hierfür erste Entwürfe präsentiert.

Von Thomas Heyen

Das Deutsche Maler- und Lackierer-Museum am Billwerder Billdeich 72, nahe Billbrook, präsentiert in seinen Räumen 800 Jahre Geschichte des Maler- und Lackierer-Handwerks in Deutschland. Neben zahlreichen historischen Werkzeugen und Utensilien sowie einer kompletten Werkstatt umfasst das Museum auch ein großes, deutschlandweit einzigartiges Archiv aus Büchern und Zeitschriften, das Kunsthistoriker aus dem In- und Ausland lockt.

Doch das Archiv ist nicht öffentlich zugänglich und kann nur auf Anfrage Ulrich Seiss (49), stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins, im Deutschen Maler- und Lackierer-Museum. Thomass Heyen ((2)) betreten werden. Außerdem ist das Haus renovierungsbedürftig, teilt Ulrich Seiss (49) mit. Unter anderem müssen Heizung, Fenster, das Dach und die sanitären Anlagen erneuert werden. Der stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins hat deshalb große Pläne für das Museum, das in einem mehr als 400 Jahre alten, denkmalgeschützten Bauernhaus untergebracht ist. Noch in diesem Jahr soll es instandgesetzt und erweitert werden. Bis zum Frühjahr 2023 war ein Anbau an das Glockenhaus von 1600 von der Stadt Hamburg extern vermietet worden. „Nun haben wir auch den Anbau angemietet“, sagt Seiss. In ihm waren früher eine Wohnung (80 Quadratmeter) im ersten Obergeschoss und eine Werkstatt (100 Quadratmeter) im Erdgeschoss untergebracht.

Das Museumsarchiv befindet sich mitsamt einem Büro unter dem Dach des Museums. „Das ist aber alles viel zu klein und seit dem Beginn vor 40 Jahren ein Provisorium“, sagt der 49-Jährige. Das Archiv umfasst auch Rezeptbücher (über das Anrühren von Farben), Bücher aus dem 17. Jahrhundert, alte Entwürfe, Werkzeuge und Materialien, „in der Regel Spenden von Firmen, Innungen und Berufsschulen“. Doch das alles werde lediglich gelagert, weil in den Ausstellungsbereichen kein Platz mehr ist.

Neuer Eingangsbereich und ein Foyer mit kleinem Café 

Der Plan ist, Büro und Archiv künftig im oberen Anbau auf etwa 60 Quadratmetern unterzubringen und das Archiv für Interessierte in Form einer Bibliothek zu öffnen. „Doch der Platz, der dafür zur Verfügung steht, ist immer noch knapp“, sagt Seiss. Deshalb will er weitere Räume anmieten – auf dem Campus der Berufsschule Holz, Farbe, Textil an der Mundsburg. „Dann können unsere Materialien für die Ausbildung der Schüler genutzt werden“, sagt Seiss, den es ärgert, dass diese umfangreichen Unterlagen kaum genutzt verstauben: „Ein Museum existiert nicht nur zum Selbstzweck, sondern ist auch ein Bildungs- und Kulturraum.“ In Billwerder wiederum sollen verstärkte Anreize geschaffen werden, damit häufiger Gruppen von Kindertagesstätten und Schulen zu Besuch kommen.

Durch die Wegnahme einer Trennwand zwischen Anbau und Museum könne die Ausstellungsfläche recht einfach erweitert werden. Das Museum soll auch einen neuen Haupteingang bekommen – über den Anbau, barrierefrei. Seiss und seine Mitstreiter planen, im Erdgeschoss ein Foyer einzurichten, „in dem die Besucher auch einen Kaffee trinken können“. Der neue Eingangsbereich hat bereits einen Namen: „Farbraum Hamburg“. Dort sollen Workshops angeboten werden, können bis zu 35 Besucher Platz nehmen und Vorträge hören.

Seiss möchte „interaktive Angebote für junge Menschen schaffen“. Das Haus soll „nicht mehr nur das klassische Vitrinenmuseum sein“. Die Vereinsmitglieder wollen das Haus auch für Nicht-Handwerker interessanter machen, „sie auf das Handwerk neugierig machen und die Wertschätzung des Traditionshandwerks steigern“. Eine Internet-Domain hat sich der 49-Jährige bereits gesichert: farbraum-hamburg.com. Die Seite existiert allerdings noch nicht.

Auf der neuen Fläche im Untergeschoss soll zudem eine Stipendiatenwohnung (30 bis 40 Quadratmeter) eingerichtet werden. „Dann können beispielsweise Meisterschüler oder Lehramtsstudenten für einige Monate darin wohnen und im Museum recherchieren“, sagt Seiss, der von seinen Wuppertaler Studenten bei der Planung der Umgestaltung unterstützt worden ist: „Sie haben das neue Nutzungskonzept entwickelt.“

Der Umbau von Eckzimmer soll, in Eigenleistung durch den Verein, als Erstes in diesem Jahr erfolgen. „Wir haben bereits Spendenzusagen dafür erhalten.“ Wann die anderen Maßnahmen angepackt werden können, ist derzeit noch unklar, sagt Seiss: „Das hängt von der Finanzierung ab.“ Er sei mit der Stadt und weiteren potenziellen Unterstützern, etwa Stiftungen, deshalb in Kontakt und arbeite am Einwerben von Mitteln.

Die Sanierung der beiden Gebäude und der Umbau des Haupthauses dürften „mehrere Hunderttausend Euro“ kosten, sagt Seiss. „Sobald wir das Geld zusammenhaben, können die Arbeiten beginnen.“ Das Denkmalschutzamt, das die Bestandsgebäude verwaltet, habe signalisiert, dass es mit den Plänen einverstanden sei. 2025 könne alles „idealerweise“ saniert und umgebaut sein.

Eindrucksvolle Deckenmalerei aus der Zeit des Barock 

Ulrich Seiss pendelt zwischen seiner Wohnung in St. Georg, dem Malermuseum und der Universität Wuppertal. Dort unterrichtet er den Studiengang Farbtechnik/Raumgestaltung/Oberflächentechnik und bildet angehende Berufsschullehrer aus. „Ich komme aus einer Malerfamilie in Mainz, habe dort eine Lehre als Maler gemacht“, sagt er. Anschließend studierte er in Hamburg Farbtechnik und Raumgestaltung. Seiss ist seit zehn Jahren Mitglied des Fördervereins, der das Museum betreibt, engagiert sich seit zweieinhalb Jahren im Vorstand.

Neben dem Glockenhaus gehört auch eine alte, ebenfalls denkmalgeschützte Tenne auf der anderen Straßenseite zu dem Museum. Dort werden weitere Elemente der Dauerausstellung präsentiert – Werkzeuge, Maschinen, Materialien und jede Menge Informationen über Handwerk und Gestaltungstechniken. Im Glockenhaus findet sich in der ersten Etage eine eindrucksvolle Deckenmalerei von 1670 (Barock). „Damit und mit seinen Wandmalereien und Stuckverzierungen stellt das Haus selbst das Malerhandwerk dar“, betont Seiss.

Anfang der 1980er-Jahre wurden die Malereien wieder freigelegt und zum Teil rekonstruiert – rechtzeitig vor der Eröffnung des Museums 1984. Der Verein ist seitdem Mieter der Häuser, die der Stadt Hamburg gehören. Das Museum wird ausschließlich aus Spenden, den Eintrittspreisen und den regelmäßigen Beiträgen der 140 Mitglieder finanziert. Unterhalten wird es von Ehrenamtlichen wie Seiss. Einzige Angestellte ist die Reinigungskraft.

Das Museum ist von Februar bis November sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nach telefonischer Terminabsprache werden Sonderöffnungen angeboten. Besucher haben stets die Möglichkeit, sich von Mitgliedern des Fördervereins eineinhalb bis zwei Stunden lang durch die Räume führen zu lassen. Der Eintritt kostet 8 Euro. Führungen sind im Preis enthalten. Für eine Sonderöffnung werden pauschal 80 Euro verlangt, egal wie viele Besucher dafür angemeldet werden.