Fachwissen FAF 2024

Todesfälle durch Staub werden immer noch unterschätzt

Trotz zunehmendem Bewusstsein für die Gefahren sterben jedes Jahr Tausende von Bauarbeitern durch das Einatmen von Staub und Dämpfen. Man könnte annehmen, dass diese Probleme in der modernen Bauindustrie selten sind, aber die Risiken bestehen immer noch und in einigen Bereichen nehmen sie sogar zu.

Asbest und Kieselsäure, die tödlichsten Substanzen

Asbest und Kieselsäure sind die Substanzen, die die meisten Todesfälle und Krankheiten verursachen. Die Gefahren von Asbest sind seit Jahrzehnten bekannt, daher ist es etwas überraschend, dass es immer noch so viele Schäden anrichtet. Im Vereinigten Königreich hat die Regierung beispielsweise im Jahr 2022 anerkannt, dass Asbest die häufigste Todesursache bei Bauarbeitern ist. Es ist jetzt allgemein bekannt, dass Asbest beim Transport eine äußerst gefährliche Substanz ist, aber leider wird es in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht verschwinden. Seine Verwendung ist in der EU verboten und in vielen anderen Ländern streng reguliert, aber einige Länder bauen und exportieren jedes Jahr immer noch Hunderttausende Tonnen Asbest. Anders verhält es sich mit lungengängiger kristalliner Kieselsäure (RCS). Kieselsäure ist der Hauptbestandteil von 95 % aller Gesteine und wird daher ohne Frage weiterhin im Baugewerbe und in anderen Industrien präsent sein. Das Schneiden, Schleifen, Schmirgeln oder Bohren von Steinen birgt immer das Risiko des Einatmens und damit verbundener Gesundheitsprobleme, weshalb Arbeitgeber und Arbeitnehmer kontinuierlich Maßnahmen ergreifen müssen, um eine Ausbreitung in der Luft zu vermeiden.

Die meisten durch Partikelinhalation verursachten Erkrankungen entwickeln sich über Jahre

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation waren im Jahr 2016 450.000 Todesfälle auf Feinstaub, Gase und Dämpfe am Arbeitsplatz zurückzuführen – mehr als die entsprechende Zahl der Todesfälle durch Arbeitsunfälle. Auch wenn die Zahl der Todesfälle erschreckend ist, werden die Gefahren von Staub immer noch unterschätzt. Vielleicht liegt es daran, dass Krankheiten und Todesfälle, die durch Staub und andere Partikel verursacht werden, weniger sichtbar oder dramatisch sind als Arbeitsunfälle. Dabei sind Erkrankungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Silikose und Lungenkrebs potenziell tödlich. Die Symptome treten jedoch möglicherweise erst viele Jahre nach der Exposition auf. Unfälle hingegen haben unmittelbare, sichtbare Folgen, was möglicherweise erklärt, warum sie – fälschlicherweise – immer noch als das größte Gesundheitsrisiko am Arbeitsplatz angesehen werden. 

Veränderung der Wahrnehmung von unsichtbaren Gefahren

Zu den zahlreichen Auswirkungen von COVID-19 gehört, dass das Wohlbefinden der Mitarbeiter wieder stärker in den Vordergrund rückt. Die Pandemie hat dazu geführt, dass man darüber nachdenkt, was es bedeutet, ein verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein. Und auch darüber, inwieweit die Arbeitgeber die Pflicht haben, ihre Mitarbeiter zu schützen. Vor allem aber hat die Pandemie deutlich gemacht, dass es bei der Sicherheit am Arbeitsplatz um mehr geht als nur um die Vermeidung von Unfällen und dass die unsichtbaren Gefahren oft die tödlichsten sein können. Angesichts der zunehmenden Beweise für die Gefahren von luftgetragenen Partikeln in der Bauindustrie ist es von entscheidender Bedeutung, dass Arbeitgeber entschlossene Maßnahmen ergreifen, um die Risiken zu minimieren und damit ihr Leben und das ihrer Mitarbeiter zu schützen.